Bund der Tiroler Schützenkompanien    • Brixner Straße 1, 6.Stock    • A-6020 Innsbruck    
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aus der Chronik der Kompanie Flirsch
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Ein kirchliches Rechnungsbuch, das die Zeit von 1765 bis 1823 festhält, weiß erstmals im Jahre 1786 zu berichten: „Pulver auf Fronleichnam und Maria Geburtstag 3 fl 3 kr."
In diesen Aufzeichnungen folgt fast jedes Jahr eine Erwähnung:
1791: für Pulver am Antlaßtag (Fronleichnam);
1798: für das Pulver zu den Schüssen an den Fronleichnamsfesten samt Trunk 3 fl 46 kr;
1801: am Fronleichnamsfest für Pulver und den Schützen 3 fl 26 kr; 1804: den Schützen und Helfern am Fronleichnamsfest für Trunk 3 fl 40 kr;
1807: den Merscherschützen an Zehrungen bei den Prozessionen 3 fl 30 kr.
Somit zählt die Schützenkompanie zu den ältesten und traditionsreichsten Vereinigungen im Ort. Die Einbindung der Schützen in den kirchlichen Festkreis ist dem damaligen Flirscher Kuraten Josef Schrott (1770-1788) und seinen Nachfolgern zuzuschreiben.

Demgegenüber findet sich der Ausdruck „Pöllerschützen" erst im nächstfolgenden Rechnungsbuch, wo es im Jahre 1825 heißt: „... der Jüngling Aloys Matt dem Gotteshaus 50 fl gespendet, mit dem Wunsch, daß ab Lichtmeß 1824 die hieraus anfallenden Interessen zur Anschaffung eines Schießpellers verwendet werden müssen und daß letztere dann bey den feyerlichen Prozessionen im Jahr hindurch ..." Bereits zwei Jahre später taucht der Name „Pöllerschütze" erneut auf. Nach alter Tradition haben Musikanten, Schützen, Böllerschützen und andere Helfer bei den Prozessionen das Recht, in einem der Gasthäuser des Ortes auf Gemeindekosten ein einfaches Getränk einzunehmen.
Nach den verdienstvollen Zusammenstellungen des Bezirksschützenmajors Roilo gab es im Gericht Landeck bereits im Jahre 1678 Schießscheiben. Im Jahre 1738 erließ dann Kaiser Karl der VI. als Landesfürst von Tirol eine Ordnung für die gesamten Schießstände Tirols, eine Schießstandsordnung, die erst 1845 erneuert und 1864, 1874, 1882 und 1899 erweitert wurde. Die jüngste Schießstandsordnung stammt vom 25. Mai 1913 und besagt, daß „das Schießstandwesen in Tirol und Vorarlberg den Zweck hat, als selbständiges Institut ohne militärische Eingliederung die Elemente der Landesverteidigung vorzubereiten und auszubilden, im besonderen aber der Landsturmorganisation als Stütze zu dienen".
Das neue Waffengesetz aus dem Jahre 1963 bedeutete eine Gefahr für die Schützengewehre. Ihre Beibehaltung, die im Zweiten. Weltkrieg verboten worden war, danken die Schützenkompanien vornehmlich dem damaligen Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, der in langen Verhandlungen auch über das Waffengesetz von 1967 ein rechtmäßiges Tragen der Gewehre sichern konnte. Bereits die Landesordnung von 1570 hatte ausdrücklich für jedermann in Tirol das Tragen von selbstzündenden, feuerschlagenden Büchsen erlaubt.

Finden wir die Schützen anfänglich in den Flirscher Kirchenrechnungen, so erscheinen sie erstmals im Jahre 1859 in der Jahresrechnung der Gemeinde: „... dann für Beitrag zu den Schützenröcken (und denen Musikanten einen Trunk auf Bartlmey) 15 fl 25 kr". Im Jahre 1867 wird die Aktivität der Schützen erneut unterstrichen: Für Schießpulver denen Schützen zu den Prozessionen und zur Medaillenverleihung 4 fl 62 kr".

Ab 1879 begann bei den Flirscher Schützen ein reges Leben. Auf „Plan" wurde der erste nachweisbare Schießstand errichtet und westlich vom Gasthaus „zum Bahnhof" dorthin geschossen. Noch vor wenigen Jahren war auf „Plan" der Kugel-fang gut sichtbar. Zur Schießstanderrichtung hatte die Gemeinde 1879 den Betrag von 3 Kronen und 78 Heller beigetragen und im folgenden Jahr 10 Kr und 10 h. Infolge des Bahnbaues in den Jahren 1882 bis 1884 ging dieser Schießplatz verloren. Auf der Suche nach einem neuen verfiel man zuerst auf einen Platz am „Gries", westlich des Ortes, kaufte aber schließlich am 1. Februar 1889 von der Familie Falch ein 111 m2 großes Grundstück nahe des Ortskerns, welches jedoch erst am 6. August 1929 beim Bezirksgericht Landeck verbüchert wurde. Infolge der Errichtung des Schießstandliftes im Jahre 1973 durfte dort nicht mehr geschossen werden. Am Beginn der nationalsozialistischen Ära wurde den Schützen die jahrhundertelang zugebilligten Gewehre abgenommen. Man mißtraute dem seit 1703 und 1809 bekannten Tiroler Freiheitswillen, der wegen der vielfachen Knebelungen in dieser Zeit nicht ganz unberechtigt war.

Einen völligen Neubeginn brachte die Wiedergründung im Jahre 1952. Für die Aufstellung der Schützenkompanien im Bezirk hat sich der Beamte bei der Bezirkshauptmannschaft Landeck, Schützenmajor Roilo, besonders eingesetzt. Die erste Ausrückung unserer Kompanie erfolgte am Fronleichnamstag 1952. Zum ersten Obmann wurde Franz Ehart gewählt, und Georg Röck wurde Schützenhauptmann. Zur Auffrischung der Kassa wurden öfters Theaterstücke aufgeführt. Als Marketenderinnen konnten bis in die siebziger Jahre nur junge, ledige Mädchen fungieren, die noch Zöpfe trugen.

sk-flirsch1952
Aufnahme anlässlich der Neugründung der Schützenkompanie Flirsch im Jahre 1952.
1. Reihe (vlnr.): Hermann Schwazer (stehend), Franz Ehart (Obmann), Herta Tschol, Andrä Wolf, Bürgermeister Franz Geiger, Bez-Schützenmajor Josef Roilo, GedInsp. Leopold Sigl, Georg Röck, Agnes Huter, Rudolf Traxl und Franz Geiger

Noch im Jahre 1952 wurden neue Hosen angekauft und unter beachtlichen Schwierigkeiten die ersten Schützengewehre aus der Schweiz eingeführt. Zehn Jahre später konnten unter besonderem Einsatz von Obmann Ehart, der 1956 auch zum Bürgermeister gewählt worden war, und mit einem Gemeindebeitrag von S 20.000,— die neuen und schönen Stanzertaler Schützentrachten angeschafft werden. Sie dürfen als besonders gelungen angesehen werden und sind vielfach Fotoobjekt unserer Sommergäste.
Das Schützenfest am „Gries" im Jahre 1957 verhalf der Kompanie zu einer neuen Fahne und bot vielgepriesene Abwechslung sowie beste Unterhaltung. Leider ist es für Vereine zusehends schwieriger, solche Dorffeste abzuhalten, weil die Vorbereitungen äußerst umfangreich und der aktiven Mitarbeiter nur wenige sind oder unsichere Witterungsverhältnisse ein großes Risiko in finanzieller Hinsicht bedeuten.

Die Folgejahre zeigten bis heute viel schießsportliche Betätigung. So konnte beispielsweise 1958 der Landeshauptmannpokal nach Flirsch kommen, und die Wettbewerbsfreude sprengte sogar die Staatsgrenze, als es zu einem Freundschaftstreffen mit den Tübingern in Deutschland kam. Anläßlich der 150-Jahr-Feier zum Gedächnisjahr 1809 kamen die Flirscher mit allen Tiroler Schützen in Innsbruck zur überaus eindrucksvollen Feier zusammen. Besondere Erwähnung verdient die Gemeinschaft der Schützen des Bezirkes mit dem Bundesheer in der Kaserne Landeck. Öfters findet da ein Vergleichsschießen statt, was natürlich die Schützen vielfach anzieht und mächtig reizt. Es ist eine anerkennenswerte Gepflogenheit, die verschiedenen Siegestrophäen öffentlich auszustellen oder seltene Schießscheiben mit den Treffern als Ausstellungsstücke zu zeigen.
Als örtlichen Verein aber erleben wir die Schützenkompanie gerne bei zahlreichen Feierlichkeiten wie Prozessionen, Aufmärschen, Dorffeiern und Ehrenbürgerernennungen sowie bei der Gefallenenehrung am Seelensonntag oder auch im Leichenzug für einen verstorbenen Kameraden. Die Marketenderinnen hingegen werden auch sonst öfters gebeten, ihren Schnaps zugunsten der Schützenkompanie zu verkaufen. Die sehr hübschen Fäßchen wurden im Jahre 1959 angekauft.
Es ist eine gute Gepflogenheit, wenn die Schützen nahezu jährlich einen Kameradschaftsausflug vornehmen. Gelegentlich spendiert die Gemeinde hiezu ein paar Tausender über die normale Jahresförderung hinaus. Leider kann ein solcher Tag auch unglücklich ausfallen, wie jener 21. August 1960, wo das junge Mitglied Egon Juen beim Bootfahren im Bodensee ertrank und nie gefunden werden konnte.

aus dem Buch:
Heimat Flirsch - Im Wandel der Zeit
von Rudolf Kathrein


Autor: Röck Hartwig
2775208