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Chronik der Schützenkompanie Mutters-Kreith
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 (c) Peter Zimmermann
Geschichte von anno 1797 - dato
Die Schützenkompanie Mutters-Kreith ist eine Kompanie, die auf eine mehr als 200-jährige Tradition und gewachsene Kultur verweisen kann. Zwei Jahrhunderte nahtlos nachzuvollziehen ist kaum möglich und würde auch den Rahmen dieser Publikation sprengen. Denn organisierte Schützenkompanien, wie wir sie heute verstehen, gibt es erst seit 1809. Tatsache aber ist, dass wackere Mutterer Männer schon in den Kriegszeiten 1796 bis 1805 in den „Sturmmassen“ von Innsbruck-Umgebung oder in der Sonnenburgkompanie ins Feld zogen.

Die Mutterer Schützen haben im Jahre 1797 an der Tiroler Landesverteidigung teilgenommen und am 2. April 1797 in der Schlacht bei Spinges gekämpft. Dafür wurden folgende Mutterer am 28. Mai 1798 mit der großen „Landschaftlichen Medaille“ ausgezeichnet: Anton Mayr, Georg Pfurtscheller, Jakob Span, Peter Wishaber, Johann Volderauer und Johann Tschugg. Es ist anzunehmen, dass diese auch im Jahre 1809 in der Schützenkompanie Mutters-Kreith in den Schlachten am Bergisel kämpften.

Josef Mayr – Gründer der Kompanie

Hauptmann war damals Josef Mayr, genannt „Kuetzer“. Er wurde am 24. Februar 1783 in Raitis Nr. 5 geboren. Schon in den Aprilkämpfen 1809 tat er sich durch Tapferkeit hervor. Am 12. April 1809 entwand er nach Vertreibung der feindlichen Hauptwache in Innsbruck dem bayerischen Fahnenjunker eine mit einem von der Vizekönigin von Italien, Prinzessin Amalia Augusta von Bayern, gestickten Bande gezierte Fahne. Am nächsten Tag erbeutete er eine kleine Kriegskasse. Am 25. und 29. Mai und am 13. August 1809 kämpfte Mayr als Hauptmann der Mutterer mit 100 Mann in den Schlachten am Bergisel. Am 21. Februar 1823 wurde er mit fünf anderen Landesverteidigern auserkoren, den Sarg Andreas Hofers in die Hofkirche zu tragen. Mayr ist am 19. Mai 1860 gestorben. Er kann als Gründer der Schützenkompanie angesehen werden. Soweit es sich eruieren lässt, waren spätere Hauptleute Georg Pfurtscheller (Jageler) und Josef Eller (Hackl).

Zwei Hahnenfedern als Zeichen der Gemeinsamkeit

Bis zum Jahre 1909 rückten die Schützen in Mutters nicht in Tracht aus. Jeder Schütze ging in seinem „Gewande“ mit. Nur zwei Hahnenfedern auf dem eigenen Hut waren allen gemein. Unter der Führung des damaligen Hauptmanns Johann Tanzer und viel Anstrengung und Idealismus der Schützen und der Spendenfreudigkeit vieler (man bettelte – nicht ohne Erfolg – sogar beim damaligen Landeshauptmann Dr. Kathrein) konnten die Mittel für die Trachten beschafft werden. 1909 wurden die Trachten den Schützen in feierlicher Weise übergeben. 1915 legte Hauptmann Tanzer ab und Peter Siller wurde sein Nachfolger.

Kriege unterbrachen aktives Schützenleben

Es kam der 1.Weltkrieg. Durch die Mobilmachung und die Kriegswirren hörte das aktive Schützenleben auf. Doch 1920 regte sich neuer Schützengeist – aber so mancher fehlte in den Reihen. In Aufzeichnungen heißt es, dass damals 43 Schützen Mitgliedsbeitrag zahlten und dadurch aktive Mitglieder der Schützenkompanie wurden. 1922 wurde Karl Kirchmair Hauptmann. Sicher war es für die Kompanieführung keine leichte Zeit. Die wirtschaftliche Not machte sich auch hier bemerkbar. Die Spendenfreudigkeit ließ nach (was folglich auch zu einer leeren Kassa bei den Schützen führte), die Verpflichtungen aber blieben. Nur dem persönlichen und selbstlosen Einsatz Karl Kirchmairs und einiger Getreuen ist es zuzuschreiben, dass die Männer zusammengehalten werden konnten.

Es folgte der 2. Weltkrieg. Wiederum wurde das Schützenleben unterbunden. Ausrückungen zu kirchlichen Feiern wurden verboten. Lediglich bei Besuchen und Veranstaltungen der NSDAP wurden die Schützen zum Ausrücken verpflichtet. Aber nur ein kleines Häufchen konnte erscheinen, denn viele Mänenr waren im Krieg. Und gar mancher Kamerad sah die Heimat nie wieder.

Das bedeutendste Ereignis in Kirchmairs 13-jähriger Kommandantschaft war sicherlich die Feier anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Schützenkompanie Mutters-Kreith am 3. Juli 1932. Unter Anwesenheit zahlreicher Persönlichkeiten, wie dem Herrn Prälaten Schuler vom Stift Wilten, der die Festmesse zelebrierte, Landeshauptmannstellvertreter Dr. Tragseil, dem Präsidenten des Landeskrieger- und Schützenbundes, Oberst von Mergans und dem Historiker Dr. Rudolf Granichstaedten-Czerva, der auch die Festansprache hielt, wurde ein großes Jubiläum gefeiert. Grußadressen wurden damals auch u. a. vom Bundesminister für Justiz, Dr. Kurt Schuschnigg, verlesen.

Unter den 23 mit Fahnen erschienenen Kompanien und Abordnungen wurden von der Fahnenpatin der Schützenkompanie Mutters Kreith, Frau Mayr aus Seefeld, Fahnenbänder an die Fahnen geheftet. Johann Mayr, Kuetzerbauer aus Raitis und Urenkel des Gründers der Kompanie, legte am Grab seines Urgroßvaters einen Kranz nieder.

Am 12. Juni 1949 ging ein langgehegter Wunsch der Mutterer Schützen in Erfüllung: Die neue Fahne wurde zur Weihe getragen. Zu dieser gut organisierten Feier haben sich die Schützenkompanien Götzens und Natters sowie eine Schützenabordnung aus Wilten eingefunden. Die Feldmesse mit Weihe der Fahne wurde von Pfarrer Blasius Marberger vor dem Messner-Anderl-Haus zelebriert. Vor der Defilierung übernahm der Schützenfähnrich Georg Moschen in feierlicher Weise von der Fahnenpatin Josefa Kofler die neue Fahne.

Hauptmann Karl Kirchmair blieb bis zum 29. Mai 1953, jenem Tag, an dem er seine Funktion niederlegte, an der Spitze der Kompanie und wurde für seine Verdienste zum Ehrenhauptmann ernannt. Kirchmair wurde am 21. Oktober 1955 zu Grabe getragen.

Am 4. Juni 1953 wurde Oberleutnant Max Kofler zum Hauptmann gewählt. Unter seiner Führung wurde der Aufbau der Kompanie fortgesetzt. Kofler war auch 17 Jahre Major des Bataillons Innsbruck-Umgebung. Für seine Tätigkeit wurde er mehrfach vom Bund der Tiroler Schützenkompanie Mutters-Kreith, davon 40 Jahre als Offizier, seine Charge zurück. Einstimmig wurde er 1967 zum Ehrenhauptmann und Ehrenmajor des Schützenbataillons Innsbruck-Umgebung ernannnt. Max Kofler starb am 30. Mai 1999.

Alpenregionstreffen in Mutters

Max Koflers Nachfolger wurde Josef Fritz (vulgo „Goaßer“). Er stand der Schützenkompanie Mutters-Kreith bis November 1997 als Hauptmann vor, ehe er nach drei Jahrzehnten diese ehren- und verantwortungsvolle Aufgabe in jüngere Hände legte.

In den 30 Jahren , in denen Josef Fritz die Geschicke der Kompanie leitete, gilt es ein historisches Ereignis besonders hervorzuheben: Am 30. Juli 1978 feierte die Schützenkompanie Mutters-Kreith im Rahmen des Bataillonsfestes Innsbruck-Umgebung nicht nur ihr 180-jähriges Bestandsjubiläum, sondern war zugleich Gastgeberin des „1. Alpenregionstreffen der Schützen“. Neben den rund 2000 Schützen aus Bayern und dem geteilten Tirol haben Tausende von Gästen die Straßen von Mutters gesäumt und den Festzug miterlebt. Als Ehrengäste waren der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, Südtirols Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago und als Vertreter der Bayerischen Regierung Dr. Kessler dabei. Durch die Anwesenheit von Bischof Madersbacher, der damals auf Urlaub in Tirol weilte, und der Kommandanten der drei großen Schützenorganisationen, „Bayrische Gebirgsschützen“, „Südtiroler Schützenbund“ und „Bund der Tiroler Schützenkompanien“, hatte die Veranstaltung eine seltene Bedeutung.

Josef Fritz – 30 Jahre Hauptmann

Verfolgt man die Chronik der Schützenkompanie Mutters-Kreith, dann wird man eines feststellen: Sie ist eine Kompanie, die seit ihrer Gründung im Jahre 1797 Gemeinschaft lebt, Ehre und Tradition hoch hält. Und sie hatte seit 5. November 1967 mit Josef Fritz einen Hauptmann, dem diese Werte am Herzen lagen, der maßgeblich daran beteiligt war, dass diese Tradition auch noch im dritten Jahrtausend hochgehalten wird. Zahlreiche Ausrückungen, die Ausrichtung von Bataillonsfesten und –schießen, das „1. Treffen der Alpenregion der Schützen“ sowie die 200-Jahr-Feier der Kompanie 1997 fallen in seine Zeit als Kommandant. Aber auch Anschaffungen wurden während seiner Hauptmannzeit getätigt: 1982 fand im Rahmen der 185-Jahr-Feier die Einweihung der Gedenkstätte an der Wegkreuzung Schießstand-Friedhofsweg statt, zugleich konnte die Kompanie die neue Kanone, deren Patin Ingeborg Arnold ist und die von Ehrenoberleutnant und Altbürgermeister HR Dr. Hermann Arnold spendiert wurde, übernehmen. 1983 wurde die Kompanie mit neuen Gewehren ausgestattet. 1984 wurde anlässlich des Andreas-Hofer-Gedenkjahres eine Festscheibe angefertigt, auf der alle Schützen und Gemeindebürger einen Schuss abgeben konnten. Und im Oktober 1985 wurde das neue Schützenlokal mit Zimmergewehrschießstand im Gemeindezentrum eingeweiht.

Verständlich, dass Ehrungen und Auszeichnung nicht lange auf sich warten ließen. So erhielt Josef Fritz u. a. das Ehrenkreuz der Gemeinde Mutters, die Verdienstmedaille des Landes Tirol und vom Bund der Tiroler Schützenkompanien die Verdienstmedaille in Silber sowie die höchste Auszeichnung, das Maximiliankreuz der Alpenregion.

Als sich Josef Fritz im November 1997 dafür entschied, seine Hauptmannfunktion zur Verfügung zu stellen, galt und gilt es für seinen Nachfolger Werner Graus das nachzuleben, auf was es im Schützenleben ankommt und was von Josef Fritz 30 Jahre „vorexerziert“ wurde: Patriotismus, Sinn für Gemeinschaft und Liebe zum Vaterland.

Kein leichtes Erbe, aber Josef Fritz hat der neuen Kompanieführung damals weiterhin seine Unterstützung zugesichert. Einstimmig wurde der „Goaßer“ (unter diesem Hausnamen war er reihum bekannt) zum Ehrenhauptmann bestellt. Doch knapp zwei Jahre später sollten die Mutterer Schützen ohne ihren Ehrenhauptmann sein. Am 24. Februar 1999 hat Josef Fritz den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren. Er verstarb kurz nach seinem 70. Geburtstag. Abordnungen des Schützenbataillons Innsbruck-Umgebung, Vertreter aus Wirtschaft und Politik, die Jägerschaft, die Musikkapelle und die Feuerwehr Mutters, die Bevölkerung und natürlich die Schützenkompanie Mutters-Kreith gaben ihm am 27. Februar, einem tiefverschneiten, aber sonnigen Wintertag, das letzte Geleit. Wenn Josef Fritz auch nicht mehr auf dieser Erde weilt, ist er bis heute in den Reihen der Mutterer Schützen zugegen.

Seit 2. November 1997 steht Werner Graus, er ist seit dem Jahre 1971 aktives Mitglied der Mutterer Schützen und seit 2002 Bataillonskommandant-Stellvertreter, der Kompanie Mutters-Kreith als Hauptmann vor. Neben zahlreichen Ausrückungen im Dorf und zu diversen Festen in Süd- und Nordtirol wurde 1998 der Vorbau des Waldschießstandes erneuert. 2000 organisierten die Mutterer Schützen das 1. Kinderspielefest. Und 2001und 2007 wurde die Schützenkompanie Mutters-Kreith mit der der Durchführung des Bataillonspokalschießens, und 2004 mit der Ausrichtung des 51.Bataillons-Schützenfestes betraut.

Die Schützenkompanie Mutters-Kreith zählt 47 aktive Schützen und fünf Marketenderinnen. Der Ausschuss setzt sich wie folgt zusammen: Hauptmann Werner Graus; Oberleutnant Hermann Habel; Leutnant Engelbert Fritz; Leutnant Harald Graus;  ; Fähnrich Johann Thoman; Vizeleutnant Herbert Siller; Oberjäger Klaus Pichler;   Schriftführer Anton Jäger; Kassier Klaus Pichler; Magazineur Hannes Fritz; Ehrenoberleutnant sind Alt-Bürgermeister HR Dr. Hermann Arnold und Erich Pichler sen. (der amtierende Bürgermeister Hansjörg Peer marschiert als Schütze in den Reihen der Kompanie mit); Fahnenpatin der Schützenkompanie Mutters-Kreith ist Josefa Kofler (+ 14. 12. 2003), Gattin des ebenfalls schon verstorbenen Hauptmanns Max Kofler; Ehrenkranzträgerinnen sind Ingeborg Arnold (+Oktober 2010) Gattin von Alt-BM Hermann Arnold, und   
Mathilde Fritz, Ehefrau des langjährigen Hauptmanns Josef Fritz (+ Februar 1999) sowie der Gönner und Förderer der Schützenkompanie Mutters-Kreith, Peter Stampfl.

Autor: Sonja Graus und Albert Köhle
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