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Ehrenlandeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Dr. Karl Mitterdorfer verstorben
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 (c) SSB
Ehrenlandeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Dr. Karl Mitterdorfer
(*28.01.1920 +27.01.2017)
Ehrenoffizier des Bundes der Tiroler Schützenkompanien
"Auch wenn er schon seit mehr als drei Jahrzehnten keine aktive Funktion mehr im Schützenwesen hatte, ist Karl Mitterdorfer Mitglied der Schützenkompane Gries geblieben und hat immer noch reges Interesse am Schützenwesen gezeigt und dieses auch nach Kräften untestützt. So hat er sowohl das Original als auch die spätere Replik der heutigen Bundesfahne aus eigener Tasche finanziert, bei gar einigen volkstumspolitischen Aktionen hat er bis vor einem Jahrzehnt immer noch sein politisches Schwergewicht im Interesse des Schützenbundes einzusetzen vermocht. Wir verlieren mit ihm einen Zeitzeugen, der sowohl die bitteren Jahre des Faschismus, der Option, des Krieges als auch den Wiederaufbau miterlebt hat.

Für Landeskommandant Elmar Thaler und die Süditiroler Schützen ist und bleibt Mitterdorfer, der seines Zeichens Ehrensenator der Universität Innssbruck sowie auch Abgeordneter in beiden Kammer des italienischen Parlaments war, ein Beispiel an Gutmütigkeit, Bescheidenheit und Offenherzigkeit.
 

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Dr. Bruno Hosp, Nachfolger von Dr. Karl Mitterdorfer in seinem Amt als Landeskommandant, erinnert sich in einem Gespräch mit dem SSB-Online Team:

Auf der 2. Bundesgeneralversammlung des Südtiroler Schützenbundes im Bozner Lehrlingsheim am 5. Februar 1961 wurde er, damals bereits Abgeordneter zur Römischen Abgeordnetenkammer, einstimmig zum Landeskommandanten gewählt. Landeshauptmann Dr. Ing. Alois Pupp, der diese hohe Funktion seit der Gründung des Südtiroler Schützenbundes am 2. März 1958 innehatte, stand nicht mehr zur Verfügung. In den damals vorherrschenden heißen politischen Zeiten waren es landauf, landab gerade die Schützen, die von der Staatsgewalt – und nicht nur von dieser – zu Prügelknaben gemacht wurden. Als Folge des sogenannten „Uniform“-Dekrets des Innenministers vom 22. April 1961 haben viele Kompanien ihre Tätigkeit ruhen lassen, um erheblichen Strafandrohungen vorzubeugen. Eine aufrechte landesweite Kerngruppe jedoch, zu der auch Landeskommandant Mitterdorfer zählte, arbeitete im Verborgenen weiter, sodass gegen Ende der schweren Sechzigerjahre für den 26 .Mai 1968 die 3. Bundesgeneralversammlung ins Bozner Waltherhaus einberufen und die weitere Aufbauarbeit am Schützenwesen wieder in Angriff genommen werden konnte. Dr. Karl Mitterdorfer wurde bei diesem Anlass mit überwältigender Mehrheit als Landeskommandant bestätigt. Die Schützenkameraden sahen in ihm nicht nur den bewährten und standhaften Volkstums-Politiker, sondern auch einen Kameraden mit der besonderen Begabung, Heimatliebe in größere, vor allem geschichtlich und kulturell geprägte Zusammenhänge einzuordnen. Sein hohes Ansehen als Abgeordneter in Rom, aber auch als Europa-Politiker, gründete darauf, dass es zum Wesen Karl Mitterdorfers gehörte, absolute Treue zu den Werten der Tiroler Heimat mit Weltoffenheit vereinen zu können. Und gerade diese Integrations- und Überzeugungsfähigkeit hat den Südtiroler Schützenbund nicht nur durch die Gefährdungen der stürmischen Sechzigerjahre geleitet, sondern seinem klugen und nachhaltigen Rundumeinsatz ist es wohl auch zu verdanken, dass der Schützenbund in jenen Jahren von der aggressiven Staatsgewalt nicht völlig aufgelöst worden ist.

Bis zum Jahre 1984, ganze 23 Jahre lang, stand Dr. Karl Mitterdorfer in unruhigen Zeiten an der Spitze des Südtiroler Schützenbundes und seit diesem Jahr war er dessen Ehren-Landeskommandant sowie weiterhin aktives Mitglied seiner Heimatkompanie “Major Josef Eisenstecken“ Gries.“





Am Mittwoch, den 2. Feber 2017, wurde Ehrenlandeskommandant Senator Dr. Karl Mitterdorfer unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Das Südtiroler Volk, dessen Wohl Senator Mitterdorfer zeitlebens verpflichtet war und wofür er sich in den vielen Funktionen jahrzehntelang einsetzte, nahm bewegt Abschied von einem großen Volksvertreter der Tiroler Geschichte.

Viele Schützenkameraden, allen voran die Bundesfahne unter Führung von Bundesgeschäftsführer Major Dr. Florian von Ach, die Schützenkompanie "Major Josef Eisenstecken" Gries, der Senator Dr. Mitterdorfer bis zuletzt als aktives Mitglied angehörte, sowie aktive und ehemalige Politiker, hochrangige Vertreter des Südtiroler Kulturlebens, Freunde und Bekannte waren gekommen, um mit der Familie Abschied zu nehmen von einem Mann, dessen jahrzehntelanger Einsatz für Volk und Heimat unvergessen bleiben wird.

Die Grieser Stiftspfarrkirche war zum Bersten gefüllt. Dort hielt Pater Dr. Robert Gamper gemeinsam mit Abt Dr. Benno Malfèr den Trauergottesdienst. Pater Gamper würdigte in seiner Predigt den Verstorbenen als einen Mann, dem das Wohl des Südtiroler Volkes stets oberstes Anliegen war. Als Abgeordneter zur römischen Kammer und zum Senat, als jahrzehntelanger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, als Mitbegründer und jahrzehntelanger Präsident des Südtiroler Kulturinstitutes, sowie als Präsident der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen war er an führender Stelle tätig, um unsere Heimat als Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft zu erhalten. Prägend war für ihn das Kriegserlebnis, so Pater Gamper: "Der Verstorbene meinte oft, er sei vom Herrn geführt, denn ansonsten hätte er niemals den Krieg so unbeschadet überstanden." Senater Dr. Mitterdorfer diente im Zweiten Weltkrieg als Jagdflieger der deutschen Luftwaffe und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Zeitlebens blieb ihm die Liebe zum Fliegen erhalten, sodass, so Pater Gamper, sich Senater Dr. Mitterdorfer "im Flieger sicherer als im Auto fühlte". Pater Gamper würdigte den Verstorbenen auch als gütigen und treusorgenden Ehemann und Familienvater, dessen Liebe der Musik galt.
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Eine unübersehbare Menschenmenge drängte sich dann am Sarg, der von der Ehrenwache der Schützenkompanie "Major Josef Eisenstecken" Gries flankiert war, um von Senator Dr. Mitterdorfer Abschied zu nehmen.

Am Nachmittag folgte dann in Klausen, dessen Ehrenbürger Senator Dr. Mitterdorfer war, die Verabschiedung vom Verstorbenen.
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In seiner Grabrede würdigte Landeskommandant Elmar Thaler den Verstorbenen als einen großen Mann der nicht zögerte, zu handeln, wenn es das Wohl des Volkes erforderte. "Wir warten nicht, wir starten!" zitierte Landeskommandant Thaler aus dem bekannten "Fliegerlied" von Hans Albers, denn dieses Motto stünde wie kein zweites für das Wirken von Senator Dr. Mitterdorfer. Als ehemaliger Jagdflieger und zeitlebens begeisterter Flieger gab es für ihn kein Zaudern, als es galt, in schwierigsten Zeiten die Führung des Südtiroler Schützenbundes zu übernehmen. "Dass der Schützenbund seine ersten zehn Jahre überhaupt überlebt hat, daran hattest du maßgeblichen, ja vielleicht sogar den ausschlaggebenden Anteil", so würdigte Thaler den Verstorbenen.

Landeskommandant Thlaer sprach wohl den vielen anwesenden Marketenderinnen und Schützenkameraden aus der Seele, als er meinte:

"Lieber Karl, die Schützenkameraden sahen in dir nicht nur den bewährten und standhaften Volkstums-Politiker, sondern auch einen Kameraden mit der besonderen Begabung, Heimatliebe in größere, vor allem geschichtlich und kulturell geprägte Zusammenhänge einzuorden. Dein hohes Ansehen als Abgeordneter in Rom, aber auch als Europa-Politiker, gründete darauf, dass es zu deinem Wesen gehörte, absolute Treu zu den Werten der Tiroler Heimat mit Weltoffenheit vereinen zu können. Und gerade diese Integrations- und Überzeugungsfähigkeit hat den Südtiroler Schützenbund nicht nur durch die Gefährdungen der stürmischen Sechzigerjahre geleitet, sondern ist uns auch heute noch Vermächtnis!"
 
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Thaler schloss mit den Worten: "Schau auch von dort oben, wo du jetzt bist, auf unsere Heimat herab, und setze dich für sie ein, wie du es Zeit deines Lebens so vorbildich getan hast!"

Anschließend schoss die Ehrenkompanie des Schützenbezirkes Brixen unter Hauptmann Hannes Rabensteiner eine Ehrensalve und es erklang die Weise vom "Guten Kameraden".
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Autor: SSB Online Team
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