Gesamttiroler Schützenbund, Europäische Region Tirol:
btsk-begrottohabsburg-035 (c) Angela RöckReform in der Endphase
INNSBRUCK/BOZEN/TRIENT - Es war ein würdiger Abschluss einer bewegten Zeit. Am vergangen 21. Oktober 2011 traf sich der Vorstand des Gesamttiroler Schützenbundes zum letzten Mal. Und legte dabei die Weichen für die Zukunft. Die Vorlage für die Reform des Dachverbandes wurde gutgeheißen.

Seit dem 17. September 1995 gibt es den "Gesamttiroler Schützenbund - Europäische Region Tirol". Damals hatten die Schützenbünde der historischen Teile Tirols, also von Nord- und Osttirol, Süd- sowie Welschtirol ihre ersten Ansätze zur Wiedervereinigung in Form einer Dachorganisation besiegelt. Emmerich Steinwender, Richard Piock und Carlo Cadrobbi waren damals die Landeskommandanten. Und es war eine Zeit voller Emotionen. Was als großartiger Schachzug angedacht und voller Enthusiasmus aus der Taufe gehoben worden war, entpuppte sich als langer, steiniger Weg. Nicht immer gelang es, die von Faschismus und Nationalsozialismus für immer als unantastbar angesehene Alpengrenze zu überwinden.

Dabei waren die Anstrengungen beachtlich. Etwa jene des ersten Obmanns Dr. Luis Zingerle. Er stand dem GTSB bis 2001 vor. In seiner Amtszeit trieb er die Zusammenarbeit der Bünde voran und ergriff auch viele Gesamttiroler Initiativen im Bereich Geschichte und Bildung. Genauso wie sein Nachfolgers RR Hermann Huber, der den Schwerpunkt vor allem auf Kameradschaft und auf das berühmte "aufeinander Zugehen" gesetzt hat.

Man musste erst lernen, mit den verschiedenen Gegebenheiten in den Tiroler Landsteilen umzugehen. Und Verständnis füreinander aufzubringen. Was doppelt schwierig war, weil der Dachverband immer nur begleitende Kompetenz hatte, und de facto sogar den Interessen der einzelnen Bünde untergeordnet war. So war der Obmann – wie es der derzeitige Landeskommandant Fritz Tiefenthaler im Norden formuliert – in Problemsituationen bestenfalls "Beichtvater" der jeweiligen Verantwortlichen, niemals aber Autoritätsperson oder gar Instanz.

Nun, nach 16 Jahren, ist man fest davon überzeugt, mit der kompletten Überarbeitung der Statuten die Voraussetzung für eine revolutionäre Entwicklung geschaffen zu haben. So wird zukünftig, wenn nach der Billigung der Vorlagen in den verschiedenen Bundesausschüssen am 26. November 2011 das neue Statut genehmigt wird, jeweils einer der 3 Landeskommandanten als Primus inter pares die gemeinsamen Geschicke lenken. Auch die jeweiligen erweiterten Bundesleitungen werden nach dem neuen Entwurf in einer gemeinsamen Landesleitung ihr bündeübergreifendes Gremium finden. Und so effizient für und mit rund 400 Schützenkompanien und knapp 20.000 Mitgliedern in ganz Tirol arbeiten können.

Freilich, wer sich erwartet hat, dass im Zuge der Reform ein einziger Bund entsteht, wird sich vordergründig wundern, dass dem nicht so ist. Dafür gibt es aber vor allem noch praktische Gründe. So lange Tirol die politische Landeseinheit vorenthalten wird, stellen vor allem bürokratische Hürden ein wesentliches Hindernis dafür dar. So dürfen Nord- und Osttiroler bis heute nicht mit ihren Waffen in die südlichen Landesteile reisen. Zwar haben der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder und letzthin auch Landesrat Florian Mussner versprochen, sich dafür zu verwenden, allein konkrete Ergebnisse fehlen noch. Auch sind das Vereinsrecht und andere gesetzliche Bestimmungen nördlich und südlich der Alpen oft grundverschieden, und schon allein die Möglichkeit der kulturelle Förderung durch öffentlichen Hand scheint bei der Variante eines einzigen Schützenbundes derzeit alles andere als geklärt.

So bleibt den Bünden also noch ein wenig Zeit, sich auch inhaltlich in ihren Programmen anzugleichen. Mit der gemeinsamen Regierungsgewalt der 3 Landeskommandanten im neuen Verband, der sich dann ganz schlicht und einfach "Tiroler Schützen" nennen wird, ist die Latte für die Politik jedenfalls hoch gelegt. Als erster wichtiger Verband in Tirol haben die Schützen nämlich gezeigt, dass den Worten auch Taten folgen. Auch darüber ist sich der Südtiroler Landeskommandant Elmar Thaler mit seinen Kollegen im Norden und im Süden einig: "Wenn die Zusammenarbeit zwischen den Bünden auch weiterhin so gut anhält wie derzeit, werden wir die wenigen verbliebenen Hürden zur wirklichen Einheit in absehbarer Zeit abgebaut haben." Auf verbands- als auch auf politischer Ebene.