Klassenfahrten von Südtirol nach Österreich scheitern an bürokratischen Hürden
jungschuetzen_suedtirol (c) Thomas PutzINNSBRUCK/BOZEN - Eigentlich sollte seit Schengen der freie Personenverkehr innerhalb von Europa ohne Wenn und Aber möglich sein. Der Grenzbalken am Brenner seien gefallen. Dass dem nicht so ist, darauf machen die Tiroler Schützen beidseits des Brenners aufmerksam.
Es ist kurios. Will eine Südtiroler Mittelschulklasse ihren Maiausflug nach Innsbruck machen, so müssen die Lehrer bei der Polizei in Bozen um Genehmigung dafür ansuchen. Doch damit nicht genug. Dieser Anmeldung sind neben den Personalien der Begleitpersonen die Kopien der Ausweise aller Schüler und deren Eltern beizulegen. Außerdem bedarf es einer sogenannten „Ersatzerklärung" beider Elternteile, in der sie mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass die Schüler über den Brenner fahren dürfen. Befinden sich in der Klasse – und das trifft in den meisten Fällen zu – Kinder, die nicht die italienische Staatsbürgerschaft besitzen, so verkompliziert sich das ganze noch einmal. Für Schülerinnen und Schüler aus Nicht-EU-Staaten ist ein Antrag mit zwei Passbildern und einer Kopie der gültigen Aufenthaltsgenehmigung an das Amt für Einwanderung der Quästur Bozen zu übermitteln.

Diese Vorgangsweise führt dazu, dass kaum noch Klassen nach Nord- und Osttirol fahren, bestätigt eine Südtiroler Lehrerin. Schon allein die Kopie des Personalausweises beider Elternteile von allen Schülern einzuholen, stellt bei Patchworkfamilien und Alleinerziehenden eine Herausforderung dar, die sich niemand antun will. Da wird dann lieber irgendwo im südlichen Landesteil geblieben oder nur mehr nach Italien gefahren.

Ein Umstand, der neben den Schützen und den Schulklassen übrigens auch für viele Sportvereine ein Hindernis darstellen wird. Wie Elmar Thaler, Landeskommandant der Südtiroler Schützen anmerkt, ist es nicht mehr ohne weiteres möglich, mit Kindern, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, nach Nord- oder Osttirol zu fahren. "Da wird es dann schwierig, jungen Menschen Europa schmackhaft zu machen, wenn elementare Dinge nicht funktionieren und innerhalb des Schengenraumes getan wird, als würde man den berühmten Eisernen Vorhang bewältigen müssen."

Bei der Gedenkveranstaltung 20 Jahre Streitbeilegung in Wien wurde der designierte Bundesratspräsident Georg Keuschnigg von Landeskommandant Elmar Thaler und Bundesrat Stephan Zangerl auf das Problem aufmerksam gemacht. Auch die Südtiroler Parteien sind bereits über dieses Problem informiert, und morgen will der Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien, Fritz Tiefenthaler, bei Vizekanzler und Außenminister Spindelegger intervenieren. Auf dass Druck auf Italien gemacht wird, diesen uneuropäischen Unsinn schnellstens zu beseitigen.