Grabwache bei der Karfreitagsanbetung
Karfreitag St. Veit (c) Ottilie StembergerIn der Gemeinde St. Veit in Defreggen hat sich bis heute der äußerst seltene Karfreitagsbrauch der Grabwache erhalten.
Am Karfreitag tragen nach der Leidensgeschichte vier Schützen der Reimmichl-Schützenkompanie das Grab Jesu Christi in die Pfarrkirche zum Altar, wo anschließend die Musikkapelle St. Veit einen Trauermarsch spielt.
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Das Grab Jesu Christi wird in die Pfarrkirche St. Veit getragen

Das Grab Jesu Christi wird dann von einer siebenköpfigen Schützenabordnung während der Anbetungsstunden und den "Sieben Worten Jesu" abwechselnd bis in die Abendstunden bewacht.
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Schützen der Reimmichl Schützenkompanie St. Veit bei der Karfreitagsanbetung

In der heiligen Schrift können wir unter Mk 15,46 über das Sterben und die Beisetzung Jesu nachlesen: "Josef von Arimathäa kaufte ein Leinentuch, nahm Jeus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes."

Über dieses Grab wurde von Kaiser Konstantin eine Kirche errichtet, die Grabeskirche. Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Abendland Kirchen und Kapellen errichtet, die Kopien der Grabeskirche und des Heiligen Grabes waren. Der älteste Heilig-Grab-Bau in Tirol ist die Michaelskapelle (Hospitalkirche) in Neustift bei Brixen. Im ausklingenden Mittelalter waren die Heiligen Gräber in Tirol weit verbreitet und die Barockmaler gestalteten sie phantasievoll aus.
Erst das Verbot von Kaiser Joseph II stoppte seine Verbreitung und ließ sie fast verschwinden. Auch die 10 Jahre anhaltende bayerische Regentschaft in Tirol von 1804 bis 1814 hemmte das Aufstellen der Heiligen Gräber. Die Volksfrömmigkeit hat jedoch immer wieder ihre Kraft unter Beweis gestellt. Nach dem Abzug der Bayern wurden die Heiligen Gräber wieder aufgestellt und sie blieben ein bedeutender Ort der Andacht, der Verehrung Jesu Christi, dessen Tod und Auferstehung in den drei heiligen Tagen gefeiert wird. Es gab noch einige Wellenbewegungen mit dem Aufstellen der Heiligen Gräber, aber seit den 80er-Jahren ist das Interesse vieler gewachsen und im ganzen Land werden in vielen Kirchen die Heiligen Gräber wieder aufgestellt. Sie sind ein starker Hinweis auf das Sterben Jesu, auf seine Grablegung und Auferstehung.

Besonders eindrucksvoll ist, wenn die Heiligen Gräber "bewacht" werden. In einigen Pfarrgemeinden haben sich Grabbruderschaften erhalten, die von alters her diese Aufgabe innehaben, in anderen sind es Sakramentsgarden. In wenigen Pfarrgemeinden haben Schützen die Grabwache übernommen (Speckbacher Schützenkompanie Hall, Andreas-Hofer-Schützenkompanie Schwaz u.a.).
Die Initiative dazu ging teils von den Seelsorgern, teils von den Schützen selbst aus.
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Still, ehrfurchtsvoll sehen sie beim Heiligen Grab und werden damit Zeugen jener großen Stille, die mit dem Tod Jesu eingekehrt ist. Eine Stille, die bis zur Stunde der Auferstehung anhält.