Der Pfundser Leopoldsbecher
Leopoldsbecher Pfunds (c) Kompanie PfundsIm Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 - 1714), bei dem sich Bayern mit den Franzosen gegen die Habsburger verbündet hatte, zog am 27. Juni ein Streifkorps, bestehend aus 100 bayerischen Dragonern und 210 französichen Infanteristen, ins Oberinntal und sollte über Landeck und Finstermünz ins Vinschgau vordringen.
Am 1. Juli 1703, einem Sonntag, brachen die Bayern von Landeck aus Richtung Süden auf, gerieten jedoch in der Enge von Pontlatz in einen Hinterhalt und wurden von den Oberinntalern vernichtend geschlagen.

Kaiser Leopold I belohnte die tapfere Haltung der Gerichte Landeck, Laudegg-Ried, Pfunds und Nauders im Jahr 1704 durch die Verleihung wertvoller Schützenbecher. In Anerkennung der außergewöhnlichen Verteidigungsleistungen verlieh der Kaiser in der Region weiters das Recht, Jahrmärkte abzuhalten mit Zollbefreiungen an den Zollstätten zu Nauders und Finstermünz bis auf Widerruf sowie das außerordentliche Privileg der Mitsprache bei der Bestellung der Gerichtspfleger mittels Dreiervorschlag.

Der Pfundser Leopoldsbecher stammt aus der Werkstätte des Meisters Matthäus Rem in Augsburg und wurde im Jahr 1700 fertig gestellt. Der aus Silber getriebene Kugelbecher, enthält ein Dekor aus schräg gerippten großen Blattranken, ist teilweise vergoldet und trägt die Inschrift "LEOPOLDUS CAESAR DONO DOT" (Kaiser Leopold gab zum Geschenk). Der Becher wird in einem tabernakelartigen Kästchen aus Lärchenholz verwahrt, dessen Außenseiten ein kunstvoll geschnitztes Motiv von Kaiser Leopold sowie drei Darstellungen der Ereignisse im Jahr 1703 tragen (Urban Westreicher erschlägt mit der Axt den Grafen Porcia, Abtransport der Feinde, Niedermachung der übrigen Feinde im Jägerstall).
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Leopoldsbecher Schatulle

Der Landecker, der Rieder und der Pfundser Leopoldsbecher befinden sich heute als Leihgabe im Schützenzimmer des Bezirksmuseums auf Schloss Landeck. Der Nauderer Becher soll während der Franzosenkriege 1796 / 99 verloren gegangen sein.

Der Pfundser Schützenbecher wird bei besonderen Anlässen auch heute noch mitgetragen - vom Schützenpolier. Dieser ist für den Becher verantwortlich und trägt eine markante Trachtenvariante: Stiefel, kurze Lederhose und eine lange weiße Unterhose genäht aus Leinenstoff, dazu der Schützenranzen aus dem Jahr 1801. Bei den verschiedenen Prozessionen führt der Schützenpolier einen Zimmermeister-Stab mit sich, der mit Blumen geschmückt ist.
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Oberjäger Egon Pinzger, der Schützenpolier und Wächter des Schützenbechers, die ehrenvollste Aufgabe bei den Pfundser Schützen.

Kassian Thöni (Kassl), Bergbauer im Weiler Greit, war ein legendärer Schützenpolier. Er lernte das Schützenwesen noch vor dem 1. Weltkrieg kennen, wurde zu beiden Weltkriegen eingezogen und überlebte diese unbeschadet. Gleich nach dem 2. Weltkrieg begeisterte er junge Pfundser für die Wiedergründung im Jahre 1951. 1953 verlieh ihm die Kompanie für seine Verdienste unter großem Beifall in Anwesenheit des Bezirksschützenmajors Roilo, den Ehrentitel "Schützenvater".
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Kassian Thöni (Kassl) 1896 - 1958
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Der Schützenbecher 1954 in Verwendung als Trinkbecher