Schützen beginnen Gedenkprojekt für 2018 mit außergewöhnlicher Aktion
Insel Asinara (c) SSBTiroler Schützen wollen die Geschichte einer sardischen Gefangeneninsel dem Vergessenwerden entreißen.
Kaum jemand kennt die Insel Asinara im Nordwesten Sardiniens. Noch weniger wird dieser Name mit dem Ersten Weltkrieg und Tirol in Verbindung gebracht - obwohl dieses karge Eiland vor allem auch für Tiroler Kriegsgefangene ein besonders tragischer Ort war. Auf der Insel haben nämlich ab Oktober 1915 4.943 Angehörige der k.u.k. Armee nach einer Odysee in der Kriegsgefangenschaft ihr Leben verloren - und wurden dort, meist in Massengräbern, zur ewigen Ruhe gebettet.

Die beiden Landeskommandanten Major Mag. Fritz Tiefenthaler und Major Elmar Thaler haben, zusammen mit Hermann Hotter, dem Landesgeschäftsführer des Österreichischen Schwarzen Kreuzes Tirol, in den letzten Monaten die Möglichkeit ausgelotet, das Schicksal dieser Tiroler Soldaten dem Vergessenwerden zu entreißen. Ende August traf man sich in Sardinien mit dem Bürgermeister von Stintino - zu dem die Insel Asinara gehört - um sich zusammen mit ihm und dem Direktor der Nationalparkverwaltung Asinara, Pierpaolo Congiatu, an Ort und Stelle über den prekären Zustand der Gedenkstätten zu informieren und um weitere Schritte zu planen.

Die Delegation hatte Gelegenheit, den Platz des ersten Zeltlagers Fornelli, das Gelände um die Gefangenenlager Tumbarino und Piana gli Stretti zu besuchen. Der Besuch des Ossariums, die österreichische-ungarische Gedenkstätte, die im Jahre 1936 im Auftrag der damaligen österreichischen Regierung erbaut wurde, und die Kapelle von Cala Reale, die von den k.u.k. Kriegsgefangenen errichtet worden war, waren der Höhepunkt dieser Besichtigungsfahrt. Bemerkenswert ist ein "Erinnerungsstein", ein kleines, seinerzeit von den Kriegsgefangenen gestaltetes Denkmal, das den "Langen Marsch" durch Serbien bis zum südalbanischen Hafen Vlora darstellt und als erschütterndes Zeugnis von den damaligen katastrophalen Zuständen erzählt.

Die Mitglieder der Tiroler Delegation zeigten sich tief beeindruckt von der Insel und konnten das schwere Los der Kriegsgefangenen durch die Schilderung der Begleiter gut nachvollziehen. Auch der teilweise desolate Zustand der Gedenkstätten gab den Führungsspitzen der beiden Verbände zu denken.

Ziel ist es nun, gemeinsam Vorschläge zur Restaurierung dieser Gedenkorte auszuarbeiten, um das Ossarium und die Kapelle im Gedenkjahr "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs" zu renovieren. Auf den genannten Lagerplätzen sollen nach den Vorstellungen der Delegation Gedenksteine an die damaligen Ereignisse erinnern.

Bereits vor einigen Jahren war von Giovanni Terranova aus Trient zusammen mit dem damaligen Kurator des Österreichischen Schwarzen Kreuzes Tirol, Ernest Murrer, der bei dieser Begehung ebenfalls dabei war, dieses Thema aufgegriffen worden. Leider waren damals aus Kompetenzgründen keine weiteren Handlungen von Tirol aus möglich. Ein erster Schritt, um den Verlorenen von Asinara eine würdige Gedenkstätte wiederzuerrichten und ihnen ein würdiges Gedenken angedeihen zu lassen, scheint nun getan.
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Asinara - im Sommer eine sehr karge, im Winter eine sehr windige Insel
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Der Aufgang zum Ossarium, wo die Gebeine von 4.943 Kriegsgefangenen
zur letzten Ruhe gebettet sind.

 
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Die österreichisch-ungarische Kapelle wurde ebenfalls durch Kriegsgefangene
im alpenländischen Sil erbaut.

 
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Ein Denkmal, das von den Kriegsgefangenen errichtet worden ist und den Todesmarsch
durch Serbien darstellt, steht kurz vor dem Verfall.