"Pontlatz-Vortragekreuz" auf Schloss Landeck
unbenannt347 (c) Othmar KolpBericht im Bezirksblatt Imst / 14. Juni 2018

LANDECK/MIEMING (otko). Im Schützenzimmer auf Schloss Landeck ist seit kurzem das "Pontlatz-Vortragekreuz" ausgestellt. Laut der Überlieferung wurde es von den Obergerichter Schützen bei der Schlacht bei Pontlatz in den Tiroler Befreiungskriegen 1809 mitgetragen. Damals wurde ein 1.400 starkes französisch-bayerisches Herr besiegt. "Die Bevölkerung war damals seht gläubig und durch die Mitnahme eines Kreuzes, ähnlich einer Fahne, erhoffte man sich den Schutz des Herrgotts", erklärt Viertel- und Regimentskommandant Fritz Gastl. Laut Experten dürfte das Kreuz samt Christus mit einer Corpusgröße von 85 Zentimetern in der Zeit um 1720/30 entstanden sein. Es könnte aus dem Umfeld des Barockbildhauers Andreas Thamasch aus See (1639-1697) stammen und das Werk eines Schüler sein.

 

Zufällig wieder entdeckt

Später wurde das Kreuz an der Pontlatzbrücke angebracht, was auf einem alten Stich zu sehen ist. Die alte Holzbrücke wurde 1899 durch eine Eisenkonstruktion ersetzt. Hier verliert sich vorerst die Spur des Kreuzes, das offenbar in Privatbesitz gelangte. Aufgetaucht ist es dann wieder in der Hauskapelle im "Römisch-Deutschen Kaiser" in Mötz. Das Gasthaus musste in den 1980er Jahren dem Autobahnbau weichen. 1984 hatte Margit Randolf aus Mieming durch Zufall das Vortragekreuz wieder entdeckt. "Es war stark verwittert und übermalt. Ich habe es dann sofort in Seefeld zu einem Restaurator gegeben", schilderte sie vergangenen Freitag auf Schloss Landeck.

Allgemein zugänglich

Durch die Bekanntschaft mit dem kürzlich verstorbenen Heimatforscher Robert Klien entschied sich Margit Randolf das Kreuz für 2.000 Euro den Schützen zu überlassen. "Ich habe deutlich mehr für die Restaurierung bezahlt und hatte zudem lukrativere Anfragen von Leuten gehabt, die es unbedingt haben wollten", so Randolf.
Für den Landecker Talschaftkommandanten Major Josef Gfall ist es ein Glücksfall: "Dadurch können wir Kulturgüter erhalten und sie der Allgemeinheit zugänglich machen. Hier war der Bezug zur Heimat größer, als jener zur Verwertung." Auch für Schützenmajor Gastl bereichert es das Schützenzimmer. "Dies war eine der letzten Aktionen von Robert Klien, der auch den Text für die dazugehörige Erklärungstafel verfasst hat."

Othmar Kolp / unbenannt347 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
"Pontlatz-Vortragekreuz" auf Schloss Landeck: Margit Randolf mit Josef Partoll, Fritz Gastl, Josef Gfall und Christoph Pinzger (v.l.).