Marienwallfahrt in Absam – Das Gnadenbild
Eine Wallfahrt der besonderen Art bietet der Weg in die Absamer Marienbasilika in Tirol: Es handelt sich um den bekanntesten Marienwallfahrtsort in Tirol. Absam verdankt seine Bedeutung als weit über Tirol hinaus bekannter Wallfahrtsort dem Gnadenbild der Muttergottes, das am 17. Jänner 1797 auf der Fensterscheibe eines Hauses in Absam erschien.
Das Bildnis der heiligen Maria ist heute auf einem Seitenaltar in der Pfarrkirche zu sehen. Die Wissenschaft versuchte vergeblich, dieses Wunder zur erklären. Schließlich fand das Gnadenbild auf Drängen der Bevölkerung seinen Platz in der Absamer Pfarrkirche. Seither ist das Dorf Absam ein bedeutender Wallfahrtsort, der weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt ist. „Maria Absam“ – die wichtigste Marienwallfahrt Tirols – ist für viele Gläubige vor allem eine Stätte des Trostes und der Hoffnung. Mehrmals pilgerten im 19. Jahrhundert auch Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses dorthin, um das Gnadenbild der Mutter Gottes zu sehen.
Das Absamer Gnadenbild
In der Zeit großer politischer Unruhe und kriegerischer Auseinandersetzungen in Tirol durch die Bedrohung der Napoleonischen Truppen erschien am 17. Jänner 1797 in der kleinen Fensterscheibe des Hauses des Bauern und Bergknappen Johann Bucher ein schwarz-weißes Gesicht einer Frau, das laut Überlieferung die 18-jährige Tochter Rosina als erstes bemerkte, bald aber als Marienbild großes Aufsehen in und um Absam verursachte.
Johann Bucher, der Bruder Rosinas, erzählt, was sich anno 1797 in seinem Vaterhaus zugetragen hat. Im Alter von 76 Jahren schrieb er im Beisein zweier Zeugen: „Am 17. Jänner 1797 nähte nachmittags meine Schwester, ein bereits gewachsenes Mädchen (Anm.: 18 Jahre alt) mit Namen Rosina im Zimmer zu ebener Erde am Tische dem Fenster gegenüber. Da sah sie auf einmal – zwischen 3 und 4 Uhr (Anm.: nachmittags) – was man bis dahin nie gesehen, an einer Fensterscheibe des inneren Fensters ein Bildnis der Gottesmutter gezeichnet. Sie rief der Mutter, welche ebenfalls anwesend, aber an einem anderen Orte des Zimmers war. Die Mutter eilte herbei und erschrak anfangs nicht wenig, als sie das Bild der heiligen Jungfrau sah, indem sie auf den Gedanken kam, es möchte dem Vater oder mir im Salzberge wo wir arbeiteten, ein Unglück begegnet sein. Sie sagte daher zur Schwester Rosina, wir sollen etwas beten; was auch geschah. Nach verrichtetem Gebete wischte die Mutter das Bild mit einem Tuche weg, denn es war nur angeloffen; aber sieh, kaum weggewischt, steht es wieder da wie zuvor. Die Erscheinung des Bildes erfolgte am Dienstage, und am Donnerstage drauf kamen der Vater und ich ganz wohl vom Berge nach Haus. Mit Staunen und Freude sahen wir, was inzwischen vorgefallen war. Ich war am 17. Jänner 1797 im 16. Jahre und habe alles, was sich begeben, wohl in meinem Gedächtnis behalten.“
(Das Original dieser Aufzeichnung befindet sich im Privatbesitz. Es wurde gekürzt aus dem Pfarrblatt 1955 Nr. 2 übernommen.)
Die bald als Wunder bezeichnete Erscheinung veranlasste den zuständigen Bischof, damals in Brixen ansässig, eine Kommission zur Untersuchung des Bildes einzurichten, sodass das Bild zum Pfarrer und Dekan von Innsbruck gebracht und dort auch untersucht wurde. Dies bedeutete u.a., dass versucht wurde, das Bild abzuwischen. Doch, nach kurzer Zeit erschien das Bild wieder.
Wissenschaftler der Universität Innsbruck, wie der Mathematiker Franz von Zollinger, der Chemieprofessor Dr. Schöpfer, Freskenmaler Josef Schöpf aus Telfs, die beiden Glasermeister Schwänninger und Appeller prüften das Bild im Beisein von Vertretern kirchlicher und weltlicher Behörden.
Die kirchliche Skepsis dem Marienbild gegenüber war groß. Der Glaube an schnelle Wunder war im ausgehenden 18. Jahrhundert durch die geistige Aufklärung einem kritischen Denken gewichen, das die Welt durch nachvollziehbare Schlussfolgerungen zu erklären versuchte.
Das gläubige Volk von Absam und weiten Teilen Tirols ließ sich nicht beirren. „Wo der Sohn ist, da muss auch die Mutter sein!“ Mit diesen Worten trug die Bevölkerung unter feierlichem Geläute aller Glocken des Ortes am 24. Juni 1797 in einer Prozession das Gnadenbild in die Dorfkirche.
Rasch setzte eine Verehrung des Bildes ein, was zahlreiche Votivtafeln belegen, die als Dank für die Erfüllung einer Bitte gestiftet wurden. 1801 wurde bereits eine Litaney und Gebete zur „Wundervollen Mutter Gottes zu Absam“ gedruckt und so entwickelte sich Absam zu einem bedeutenden, überregional bekannten Wallfahrtsort, sodass im „Revolutionsjahr“ 1848 die kaiserliche Familie, angeführt von Kaiser Ferdinand und Kaiserin Maria Anna, nach Absam zur Mutter Gottes pilgerten; und dies sollte nicht der letzte kaiserliche Besuch sein.
Die Zeiten änderten sich, die Donaumonarchie zerfiel nach dem Ersten Weltkrieg und der Zweite Weltkrieg brachten bisher nicht vorstellbares Unheil. Die Mutter Gottes von Absam blieb aber zeitlos und immer aktuell. 1919 kamen 10.000 Gläubige nach Absam, um gemeinsam für die Landeseinheit Tirols zu beten und den Bundesschluss mit dem Herzen Jesu zu erneuern, 1947, 150 Jahre nach der Erscheinung, dann 20.000 Jugendliche zur Gelöbniswallfahrt aus Dank für das Ende von Krieg und Verfolgung wie zur Bitte, dass die Kriegsgefangenen heimkommen mögen.
Wie in anderen Wallfahrtsorten ist die Kirche in Absam ebenfalls eine beliebte Heiratskirche. Nicht nur aus Nord- und Osttirol, sondern aus ganz Österreich, Südtirol und Bayern geben sich Paare dort das Jawort. Blickt man in das Anliegenbuch, das seit 1986 vor dem Gnadenaltar aufliegt, so sieht man, dass immer wieder Ehepaare anlässlich ihres Hochzeittages nach Absam fahren und für ihre glücklichen Jahre danken.
Und noch heute besuchen Gläubige aus aller Welt mit ihren Bitten die Pfarrkirche von Absam, um zu Maria zu beten, die in einer kleinen Glasscheibe Gestalt angenommen hat, wie sie kein Maler hätte je geheimnisvoller malen können.
Gesamt-Tiroler Schützenwallfahrt
Alljährlich laden die Tiroler Schützen zum traditionellen Bittgang durch den Marien-Wallfahrtsort Absam. Die Tiroler Schützen und Marketenderinnen, ihre Angehörigen und Freunde sowie alle Ehrenkranzträgerinnen und Ehrenkranzträger beten gemeinsam mit jährlich wechselnden Hauptzelebranten und Landeskurat Pfarrer Mag. Martin Ferner für eine Heimat ohne Grenzen, die Einheit im Glauben, die Anliegen unserer Zeit und für all jene, die sich dafür einsetzen, ihr Leben wagten und einen wertvollen Beitrag für Gesellschaft und Gemeinschaft leisten.
Die Gesamt-Tiroler Schützenwallfahrt findet als gemeinsame Veranstaltung des Verbands Tiroler Schützen statt, es treten somit nicht der BTSK, SSB und WSB als einzelne Bünde bei dieser Wallfahrt als Veranstalter in Erscheinung, sondern die Tiroler Schützen unter einem Dachverband vereint. Eine Wallfahrt als Gemeinsame Veranstaltung für alle Schützen und Marketenderinnen des historischen Tirols im Marien-Wallfahrtsort Absam. In diesem Zuge wird die Verleihung der Eduard-Reut-Nicolussi-Medaille für Persönlichkeiten und Institutionen, die sich in besonderer Weise für die Tiroler Landesteile und die Einheit Tirols verdient gemacht haben, durchgeführt.
Die Wallfahrt findet jährlich am zweiten Oktoberwochenende (Sonntag) mit folgendem zeitlichen Ablauf statt (nähere Informationen unter den aktuellen Terminen der Tiroler Schützen):
13.45 Uhr Treffpunkt Gemeindehaus Absam
14.00 Uhr Empfang der Ehrengäste
14.15 Uhr Bittgang durch das Dorf
Anschließend Heilige Messe

Marienvorplatz
Am völlig neu gestalteten Marienvorplatz vor der Basilika findet sich der einzigartige Bilderzyklus „Der Engel des Herrn“.
„Jeder, der still meditierend die Botschaften der Bilder auf sich wirken lässt, soll spüren: Gott ist Mensch geworden, damit wir zu unserem Heil wieder in ihm Wurzeln schlagen können.“, erklärt der Landeskurat der Tiroler Schützen Dekan Martin Ferner.
Auch die westseitige Kapelle wurde neu gestaltet und erhielt einen besonderen Glasaltar und Glasfiguren, die eine thematische Verbindung mit der Bilderreihe im Freien darstellen. Jeweils am ersten Sonntag im Monat findet um 14.00 Uhr die Monatswallfahrt statt, beginnend mit dem Rosenkranzgebet und anschließender Krankensegnung. Für Pilgergruppen besteht jederzeit die Möglichkeit einer Andacht oder eines eigenen Wallfahrtsgottesdienstes.
Mariengebet in der Basilika in Absam
Mutter Maria,
unsere Schwester und Freundin im Glauben,
wir stehen vor Dir,Du Frau aus dem Volk,
bescheiden und voller Liebe zu allen Menschen.
Lass uns Dich zum Vorbild nehmen,
Dein offenes Herz,
Dein Vertrauen und Deinen Mut.
Bitte, stärke uns auf unserem Weg,
hilf uns in Krankheit und Sorgen,
heile unser verletztes Herz,
tröste unsere suchende Seele.
Führ uns auf den Weg des wahren Glaubens,
der wahren Nächstenliebe zu allen Menschen.
In der Gemeinschaft mit Dir
und unserem Bruder und Meister Jesus
können wir unserer Vollendung
in unserer Heimat bei Gott entgegengehen.
Wir danken Dir. Amen.
Quellen:
- Speckbacher Schützenkompanie Absam
- Tourismusverband Hall-Wattens:
- Gemeinde Absam: https://www.absam.at/Gnadenbild_1
- Pfarre Absam: https://pfarre-absam.at/at/wallfahrt/wallfahrtsgeschichte.php
- Diözese Innsbruck: https://www.dibk.at/meldungen/Absamer-Gnadenbild-Ausdruck-der-Naehe-Marias-zu-den-Menschen