Stift Stams

Obwohl von Graf Meinhard II. mit Privilegien und Schenkungen ausgestattet und trotz baldiger wirtschaftlicher Prosperität mussten Stift und Klostergemeinschaft zahlreiche schwere Schicksalsschläge verkraften.

Die Geschichte des Stift Stams

Die erste urkundliche Erwähnung von „Stambs“ fällt in das Jahr 1065, das in einer Urkunde ein Lehensgebiet der Edlen von Wangen im mittleren Inntal bezeichnet, mit einer Siedlung und einer viel besuchten Wallfahrtskirche zum Heiligen Johannes dem Täufer.

Die Geburtsstunde des Stiftes Stams schlägt im Jahr 1273, als der Gründungskonvent in Stams mit dem ersten Abt Heinrich von Honstetten Einzug hielt. Graf Meinhard II. von Görz-Tirol beabsichtigte schon einige Zeit davor, hier ein Kloster zu stiften, welches fortan als Grablege der Grafen von Görz-Tirol dienen sollte. Die populäre Legende zur Gründung des Klosters gilt heute zwar als historisch widerlegt, zeigt aber recht deutlich die Verbindungen der Grafen von Tirol und ihr Standesbewusstsein: Sie besagt, dass die Gründung des Klosters auf den grausamen Tod des letzten Staufers Konradin (enthauptet 1268 in Neapel) zurückzuführen sei. Die Mutter Konradins, Elisabeth von Wittelsbach (gest. 1273, in erster Ehe mit dem Stauferkönig Konrad IV. verheiratet), soll ihren Mann Graf Meinhard II. gebeten haben, einen Ort des Gedächtnisses für ihren so unglücklichen Sohn zu stiften („Mors Conradini – Vita Stamsii“). Das Mutterkloster, die Zisterze Kaisheim (nördlich von Donauwörth in Bayern), wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisierung aufgehoben.

 

Der Werdegang

Das erste hölzerne Kloster lag unweit der heutigen Pfarrkirche, das Stiftsareal konnte nach elfjähriger Bauzeit 1284 bezogen werden. Graf Meinhard II. hatte das Kloster mit Privilegien und Schenkungen reichlichst ausgestattet, sodass sich wirtschaftliche Prosperität alsbald einstellte. 1295 starb der Tiroler Graf und wurde mit seiner Frau in der Gruft (heute links vor dem Hochaltar gelegen) der Stiftskirche beigesetzt. Rasch wurde Stams zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region, Privilegien wurden erweitert bzw. bestätigt, Lehen existierten bis in den schwäbischen Raum und nach Bayern. Im 14. Jahrhundert wurde den Stamser Patres sogar die Bewahrung der Reichskleinodien für einige Jahrzehnte anvertraut.

Das 16. Jahrhundert ließ jedoch dunkle Schatten über der Klostergemeinschaft aufziehen: 1525 kam es im Zuge der Bauernaufstände zu Plünderungsaktionen, 1552 devastierte Kurfürst Moritz von Sachsen in den Wirren der Schmalkaldischen Kriege das Kloster abermals. Schließlich vernichtete ein Großfeuer 1593 große Teile des Klosterkomplexes. Zwischen 1650 und 1750 setzte dann eine rege Bautätigkeit in Stams ein, bei welcher u. a. die beiden markanten „Zwiebeltürme“ (unter Abt Edmund Zoz) errichtet und die Stiftskirche von romanischer Grundlage auf den barocken Baustil umgewandelt wurde. Auch stammt die wesentliche barocke bis rokokostilistische Innenausstattung (u. a. Deckenfresken, Stuckaturen, die schmiedeeisernen Gitter) der Kirche aus dieser Zeit. Eine Klosterschule wird unter Abt Thomas Lugga (frühes 17. Jh.) erwähnt, seit 1778 gab es auch für einige Jahre ein Chorseminar für Knaben.

Die politischen Umwälzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten auch vor Stams nicht halt: Der Säkularisierungswelle unter dem „Aufklärer“ Josef II. entronnen, hoben die bayerischen Behörden 1807 das Kloster auf. 1816 wurde es aber unter Kaiser Franz I. wieder errichtet. Kaiser Franz Joseph besuchte in späteren Jahren Stams einmal, woran eine Gedenktafel links unterhalb des Rosengitters erinnert.

 

NS Zeit und Krieg

1938 wurde das Stift Stams von den nationalsozialistischen Machthabern besetzt und ein Jahr später offiziell aufgelöst, die Patres unter fadenscheinigen Vorwürfen verhört, eingesperrt und ins Exil getrieben. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Stiftskirche als Lagerhalle, in den anderen Räumlichkeiten waren Optanten aus Südtirol und gegen Kriegsende Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten untergebracht.

 

Neubeginn 1945

1945 gab es einen zweiten Neubeginn, wobei Mönche aus der Zisterzienserabtei Sittich (Sticna, ehemaliges Jugoslawien, heute Slowenien) wesentlich zur Konsolidierung des monastischen Lebens beigetragen haben. Stams sollte für die dortigen Patres nach der Flucht vor den kommunistischen Schergen Titos eine neue Heimat werden; unter ihnen der populäre Pater Stefan Krizisnik und der spätere Abt Pater Bernhard Slovsa (1973-1985), unter dem die Stiftskirche grundlegend und mit erheblichem finanziellen Aufwand renoviert wurde. 1984 erhob Papst Johannes Paul II. die Stamser Stiftskirche in den Rang einer „Basilica minor“, ein Jahr später erfolgte die Verleihung des Preises „Europa Nostra“ für die herausragend gelungene Renovierung der Stiftskirche. Ab 1998 wurde, durch die maßgebliche Initiative des Landes Tirol, eine umfassende Dachsanierung des gesamten Klosterkomplexes und der Sanierung der kompletten Bleiverglasung in der Stiftskirche durchgeführt.

Das „Meinhardinum“, hervorgegangen aus der 1949 gegründeten Maturaschule (später Aufbaurealgymnasium) und der 1981 eröffneten gymnasialen Langform, war bis 1985 noch im Stiftsgebäude untergebracht. In den letzten Jahrzehnten ist daraus eine moderne Schule in einer ansprechenden und lernfreundlichen Umgebung geworden.
Stams wurde in der Folge auch zur politisch-gesellschaftlichen Begegnungsstätte, wie Staatsbesuche und zahlreiche öffentliche Veranstaltungen des Landes eindrucksvoll belegen. Obwohl mit dem Tiroler Oberland schon seit Jahrhunderten sehr stark verbunden, wurde Stift Stams insbesondere unter den mit Land und Leuten sehr verbundenen Äbten Josef Maria Köll (1985-2003) [vielen Oberländern als „dar Bischof mim Bärenfleisch (Gummibärchen)“ bekannt] und German Erd (seit 2003) zu einem wichtigen und unverzichtbaren kirchlichen und kulturellen Zentrum des gesamten historischen Tirols.

Fakten

1065 erste urkundliche Erwähnung

1938 Besetzung durch das NS Regime und Auflösung des Stifts

1945 Neubeginn

1984 erhoben in den Status Minor Basilica 

Literatur

Forcher, Michael (2016): Stift Stams. Ein Tiroler Juwel mit wertvoller Geschichte. Verlag Haymon, 2016, 359 Seiten
Eines Fürsten Traum. Meinhard II. – Das Werden Tirols (1995): Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Südtiroler Landesmuseum Schloß Tirol (Herausgeber), 600 Seiten

Links

https://www.stiftstams.at
https://meinhardinum.at

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